Netzwerk-Frühstück zum Josefstag bei JEB – Junge Eltern und Beruf im SkF mit Caritasdirektorin Theresia Franke, Landtagsabgeordnetem Oliver Jörg, Barbara Brückner, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Agentur für Arbeit und Gunther Kunze, Fachbereichsleiter Jugend und Familie der Stadt Würzburg.
von links: Gunther Kunze, Pia Theresia Franke, Sigrid Maroske, Barbara Brückner und Oliver Jörg | Fotos: Claudia Jaspers
Würzburg. Bernadette Dick, Abteilungsleiterin von JEB – Junge Eltern und Beruf im SkF, hatte anlässlich des Josefstages Vertreter*innen aus dem SkF, der Caritas, der Agentur für Arbeit und der Politik zu einem Informations- und Netzwerkfrühstück eingeladen. Landtagsabgeordneter Oliver Jörg, Caritasdirektorin Pia Theresia Franke, Fachbereichsleiter Jugend und Familie der Stadt Würzburg Gunther Kunze und Barbara Brückner, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Agentur für Arbeit waren der Einladung gefolgt.
Lebensgeschichten brauchen Zeit
Rund drei Stunden nahmen sie sich Zeit für einen intensiven Austausch mit SkF-Vorstandsmitglied Sigrid Maroske, Geschäftsführer Wolfgang Meixner, Bereichsleiterin Anna Elisabeth Thieser, Bernadette Dick und sechs jungen Müttern mit Migrationserfahrung, die im Projekt JEB bei der Ausbildungsplatzsuche und darüber hinaus unterstützt werden. Lydia aus Kenia, Najiba und Leila aus Marokko, Judyta aus Polen und Mariya und Maryna aus der Ukraine erzählten von ihren Wünschen, ihren Erfahrungen und ihren Stolpersteinen auf dem Weg zu einer abgeschlossenen Berufsausbildung.
Alle sechs Frauen machten in ihrem Heimatland einen Schulabschluss, einige absolvierten sogar eine Berufsausbildung oder begannen ein Studium. Auch wenn diese Qualifikationen in Teilen anerkannt werden, können junge Mütter ausländischer Herkunft meist erst dann darauf aufbauen, wenn sie die erforderlichen Deutschkenntnisse erworben haben. Ohne Ausbildungsabschluss bietet der Arbeitsmarkt höchstens Hilfsjobs, wodurch immer ergänzende Leistungen nach dem SGB II notwendig sind und eine Abhängigkeit verursachen.
Ausbildung mit Kind - ungünstige Rahmenbedingungen und Stolpersteine
Bei der Vereinbarkeit von Kind und Ausbildung gibt es viele Stolpersteine und strukturell ungünstige Rahmenbedingungen. Es fehlen Teilzeitausbildungsplätze und passgenaue Kinderbetreuungskonzepte. BAföG oder Lehrvergütung liegen in der Regel unter den Leistungen nach dem SGB II und reichen somit für die Versorgung einer Familie mit kleinen Kindern nicht aus. Zur Existenzsicherung müssen von einer Auszubildenden mit Kind verschiedene Anträge, die in Abhängigkeit zueinander stehen, gestellt und im Grunde zeitnah bewilligt werden. Gelingt dies nicht entstehen Lücken. Bei Bafög oder Berufsausbildungsbeihilfe benötigen Auszubildende die Unterschrift der eigenen Eltern. Legen diese ihre Einkommenssituation nicht offen oder Verweigern die Unterschrift, so werden keine Leistungen gewährt. Eine Ausbildung ohne gesicherte Existenz ist für Mütter und Väter mit Familienverantwortung nicht möglich. Bei jungen Müttern ausländischer Herkunft potenzieren sich diese Stolpersteine.
Integration durch Ausbildung und Arbeit
„Durch die Begleitung junger Frauen bei der Ausbildungsstellensuche und während ihrer Ausbildung trägt JEB maßgeblich dazu bei Müttern und Vätern den Zugang zu einer qualifizierten Berufstätigkeit zu sichern“, erklärt Abteilungsleiterin Bernadette Dick. Wichtige Rahmenbedingungen dazu sind: Zugang zu Teilzeitberufsausbildung, Erkennen der Potentiale und Kompetenzen von jungen Müttern und Vätern, Lobbyarbeit gegenüber Ausbildungsbetrieben und die Bereitschaft, jungen Müttern mit ausländischen Wurzeln ausreichende Deutschkurse und Qualifikation zu ermöglichen. Dabei wünscht sie sich die Fürsprache von den Gästen aus Kirche und Politik.
von links: Wolfgang Meixner, Barbara Brückner, Anna Elisabeth Thieser, Sigrid Maroske, Judyta C., Leila B., Najiba B., Mariya, Bernadette Dick, Pia Theresia Franke, Gunther Kunze, Lydia K. und Maryna
Starke Partner*innen im Netzwerk
Jörg, Franke, Kunze und Brückner zeigten sich sehr beeindruckt von den sehr offenen Berichten über die persönlichen Lebenswege, dem Ehrgeiz der sechs jungen Mütter sowie der Arbeit von JEB.
„Ich stehe zur Verfügung“, versprach Oliver Jörg. „Wir werden einen Weg finden, die angestoßenen Themen aufzuarbeiten.“ Auch Pia Franke sagte ihre Unterstützung und politische Einflussnahme zu. Sie betonte, wie wichtig es sei, sich die Strukturen genau anzuschauen: „Es reicht nicht, nur die Kinderbetreuungsangebote weiter zu verbessern. Wenn die gesetzlichen Grundlagen nicht mit den per-sönlichen Bedingungen von Menschen übereinstimmen, müssen wir die Systeme verändern“, so die Caritasdirektorin. Barbara Brückner sicherte auch weiterhin verstärkte Werbung für Teilzeitberufsausbildungsplätze bei Ausbildungsbetrieben zu. „Denn wir wissen“, so die Beauftragten für Chancengleichheit, „Sie sind junge motivierte Frauen, Sie sind Organisationstalente und super motiviert.“ Gunther Kunze sieht bereits kleine Erfolge und will als Partner in einem Starken Netzwerk auch in Zukunft mit an den kleinen Stellschrauben zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Kind und Ausbildung drehen.
Hintergrund zum Josefstag
Am 19. März ist Josefstag, ein Hochfest der katholischen Kirche. Der hl. Josef gilt als Schutzpatron der Arbeiter. Anlässlich des Josefstages finden jährlich bundesweit Aktionstage in Einrichtungen der katholischen Jugendsozialarbeit statt. Das diesjährige Motto lautet: Eine/r für alle – Gemeinsam für ein buntes Land mit Fokus auf die Themen Integration, Rechtspopulismus, Fremdenfeindlichkeit. Die Idee ist, Verantwortungsträger aus Kirche und Politik einzuladen, zu informieren und als Netz-werkpartner zu gewinnen. Claudia
Jaspers/Bernadette Dick